Fachforum Kinder- und
Jugendkultur

Fachforum Programm Kontakt

Interkultur-Projekt: Vorstellung der "HipHopera Cool - Die WestEndOpera"


Der Musiker Vridolin Enxing leitet den Workshop mit einem kurzen Abriß seines Lebenslaufes ein. Nach seinem Musikstudium ist er in einer Politrockgruppe aktiv. Nachdem er mit 40 Jahren eine Motorradmechanikerlehre absolvierte und er in der Berufsschule in näheren Kontakt mit Jugendlichen kam , entwickelte er auf Anregung befreundeter Sozialpädagogen ein Konzept für Musikworkshops in Jugendfreizeitstätten. Aus der Umsetzung dieses Konzepts entstand auch eine CD mit 30 Songs, die von den TeilnehmerInnen der Workshops stammen.
An dieses Projekt schloß sich die "WestEnd Opera" an, ein professionelles Musiktheaterprojekt, welches sich gezielt an begabte Jugendliche richtete, die berühmt werden wollten. Aus 190 Kandidaten wurden 50 ausgewählt. Im Vordergrund dieses Projekts sollten Selbstbestimmung, was die Produktion der Musik für das Projekt anging, und Selbstinitiative stehen. Diese zeigte sich z.B. in der eigenen Fertigstellung eines robusten Tourbusses, in der Beleuchtung und der Tontechnik. Die Jugendlichen nahmen die ganze Produktion in die eigene Hand. Klassische Sozialpädagogik fand hier nicht statt. Persönliche Geschichten aus dem Leben der TeilnehmerInnen wurden lediglich zum Zweck der Verwertung für das Projekt eingebracht. Dabei saßen die Erzählenden jeweils auf einem "heißen Stuhl" und mussten Rede und Antwort bei Fragen stehen, konnten aber auch abbrechen, wenn es Ihnen zu unangenehm wurde.
Neben dem Prinzip der weitgehenden Selbstbestimmung, was die künstlerischen Inhalte anging, gab es zugleich strenge Vorgaben bezüglich der Disziplin und der Pünktlichkeit. Eine Entschuldigung für´s Zuspätkommen gab es nicht, auch nicht bei Krankheit. Wer weniger als 90% der Probezeit anwesend war, flog raus. Illegale und legale Drogen waren verboten.
Mit den Eltern gab es zuweilen Probleme, da sie ihre Kinder etwa als Übersetzer bei Behörden in Anspruch nahmen und damit von der Probe fernhielten. Enxing sah das als ein Missbrauch der Kinder als Lebensstütze an und verurteilte dies. Das Entwicklung des Individuums sollte seiner Ansicht nach Vorrang vor der absoluten Eingliederung in der Familie haben.
Zugleich entzündete sich eine Diskussion darum, ob die Jugend verwahrlose wie sich Enxing ausdrückte, weil die Schule z.B. Schulschwänzen zuwenig sanktioniere. Einer der Teilnehmenden hielt dem entgegen, dass die Gründe für mangelnden Schulbesuch auch in strukturellen Demütigungen seitens der Schule und fehlende Identifikation mit ihr liegen können. Ebenso tauchte die Frage auf inwiefern die kulturellen Hintergründe der einzelnen TeilnehmerInnen für den Inhalt der Produktion eine Rolle spielten. Die kulturellen Hintergünde seien heutzutage anders als man vielleicht denkt, erwiderte darauf Enxing. Es gibt Deutsche, die sich für nichts anderes als Reggae und der damit verbundenen Kultur interessieren. Solche kulturellen Vorlieben wurden dann auch im Stück berücksichtigt.
Nach 3 Jahren harte Probezeit tourte die WestEndOpera durch Deutschland und spielte nach harten Auftritten auch vor wenigen Zuschauern gar auf einem renommierten Festival in New York. Insgesamt wurde die WestEndOpera 250mal aufgeführt. Mindestens einer der Teilnehmenden erreichte dann auch das Ziel der Berühmtheit. Er komponierte den Sommerhit Mambo No. 5.
Zum Schluß ging Enxing auf das neue Projekt ein, welches wiederum eine professionelle Musiktheaterproduktion werden soll, in der aber in Kontrast zur WestEnd Opera auch Elemente des Capoeira, der Eurhythmie, der Martial-Arts und afrikanischer Trommelkunst eine Rolle spielen werden. Dies spiegelt die interkulturelle Herkunft der Teilnehmenden wieder. Neben Serben und Türken sind auch Araber , Afrikaner und Jugendliche aus weiteren Ländern an der neuen Produktion beteiligt.

zurück zum Programm